Max von Moos-Förderpreis 2013
Alice Kolb wurde für ihre Arbeit «Gemeinschaft bis auf weiteres» mit dem Max von Moos-Preis ausgezeichnet. Die 25-jährige Bernerin hat während fünf Monaten den Campingplatz am Sarnersee besucht und ihre Erfahrungen und Beobachtungen individuell in Form von Skizzen und Notizen in verschiedenen kleinen Schachteln zusammen- gestellt. Diese können in einem Automaten am Campingplatz erworben werden.
Die Max von Moos-Stiftung hat in diesem Jahr zum vierten Mal den Förderpreis im Betrag von CHF 5000.– an einen Master-Studienabgänger oder eine Studienabgängerin in Fine Arts der Hochschule Luzern Design & Kunst mit dem Schwerpunkt Major Art in Public Spheres (MAPS) vergeben. Die zur Diskussion stehenden Arbeiten–- Skulpturen, Installationen und Performances – waren für diverse, frei gewählte Standorte im Raum Sarnen erarbeitet worden. Die Jurierung fand am 20. Juni in Sarnen statt und der Preis fiel an Alice Kolb.
Christoph Lichtin, Mitglied des Stiftungsrats der Max von Moos Stiftung und der Jury hob in seiner Laudatio anlässlich der Preisvergabe die Vielfalt der gewählten Orte und Themen, die als Ausgangspunkt der Arbeiten dienten, hervor: ein stillgelegter Radiosender hoch über Sarnen, ein mittelalterlicher Pranger, die Geschichte einer alteingesessenen Familie, die sprachlichen Eigenarten des Landrates, usw.
Verführung aus dem Automaten: die mit dem Förderpreis ausgezeichnete Arbeit von Alice Kolb auf dem Campingplatz Sarnen
«Gemeinschaft bis auf weiteres» – Leben aus der Box
Auszug aus der Laudadtio von Christoph Lichtin
»Eine ausgesprochen gute Wahl ihres Tätigkeitsfeldes hat auch die diesjährige Preisträgerin getroffen. Sie ist zu den Menschen gegangen, hat sich ihre Geschichten erzählen lassen, ihre Charaktere herauskristallisiert und ihre feinen Beobachtungen des Ortes in eine Form gebracht, die die Jury besonders würdigen möchte. Die Künstlerin besuchte den neu installierten Campingplatz am Sarnersee, zeichnete die Bewohner und ihre Behausungen und schuf mit ihrer Arbeit schliesslich liebevolle Miniaturen von lauter Individualisten. Die Umsetzung in ein absurdes Set aus Zeichnungen, Karten und Stickern in je verschieden bedruckten Schächtelchen kommt wie ein Warenprodukt daher, dessen Funktionalität sich – wenn überhaupt – erst durch selbst gesetzte Regeln ergibt. Damit korrespondiert die Arbeit auf schlüssige Weise mit der Welt des normierten Individualismus, der einen Campingplatz auszeichnet: Die Form der Behältnisse ist gesetzt, die Spielregeln der gesunde Menschenverstand und einen Gewinn hat derjenige, der sich dem Nachbarn zuwendet, sich seine Geschichte anhört, ihn aber auch wieder in seine Box zurückziehen lässt. Gerade so wie uns die Künstlerin die treffenden Zeichnungen auffalten, betrachten, und schliesslich wieder zusammenfalten und in die Boxes zurücklegen lässt. Die Präsentation ihrer bunten Schachteln in einem Süssigkeitenautomaten, postiert am Eingang zum Kiosk der Badeanstalt hat etwas Verführerisches. Mit ein paar Münzen erhalten wir eine schöne Schachtel, die Ausgangsmaterial für eine Geschichte bietet, die wir uns aber selbst erschliessen müssen. Denn mit Voyeurismus hat die Künstlerin nichts am Hut. Es ist eine subtile, zurückhaltende Annäherung an Persönlichkeiten auf dem Campingplatz, die Zusammenfassung in der gewählten Form jedoch ein ernsthafter Kommentar zum allzumenschlichen Wunsch nach Rückzug und Idylle. Die Max von Moos-Stiftung freut sich, den diesjährigen Förderpreis an Alice Kolb überreichen zu dürfen.«
Stiftung Max von Moos
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